Eigentlich ist es einfach

Richard E. Nisbett Buch

Richard E. Nisbett ist Experte für das Denken und Schlussfolgern von Laien. Unser Alltag ist voll kognitiver Verzerrungen und Nisbett kümmert sich um die Frage, inwiefern wir diese Verzerrungen durch Lernen reduzieren können. Diesen Anspruch spiegeln die knapp 400 Seiten exzellent wieder.

Immer ausgehend von unserem Alltag, liefert der Autor gekonnt Beispiele für Verzerrungen (angefangen von optischen Täuschungen bis hin zu logischen Denkfehlern) und verbindet diese mit aktuellen Forschungserkenntnissen. Jedes Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung für den schnellen Leser, die die wesentlichen Tipps beinhaltet. Eigentlich sollte man sich wöchentlich einen Tipp aus den Zusammenfassungen vornehmen. Es wäre spannend zu schauen, was innerhalb eines Jahres mit den eigenen Denkfallen passiert.

Was den Autor zusätzlich auszeichnet: Er verbindet diese Erkenntnis aus der Kognitionspsychologie mit den Ergebnissen interkultureller Forschungen. Z. B. auf S. 66 am Beispiel der holistischen Perspektive auf die Welt, die im Allgemeinen in ostasiatischen Raum dominiert, gegenüber der analytischen Perspektive, die in der westlichen Welt den Vorrang hat. Oder die Ausführungen zu mehr oder weniger dialektischen Schlussfolgerungen (S. 300 ff). Die sich daraus ergebenden Konfliktlinien in der Zusammenarbeit sind offensichtlich.

Die Absätze über die Wahrnehmung vor der Wahrnehmung, also den Einfluss von unterschwelligen Reizen, lassen einen Erschauern, wenn man sich die Möglichkeiten der Manipulation daraus vorstellt. Für die eigene Entscheidungsfindung wird es deshalb umso wichtiger, sich über die Reize neben der eigentlichen Entscheidung, die noch auf mich einwirken, bewusst zu werden, um die Fehlerrate wenigstens zu senken.

Das Schlusskapitel „Die Werkzeuge des Laienforschers“ macht die Schwierigkeit der Entscheidungsfindung nochmals eindringlich bewusst und rät zum bewussten Umgang mit Expertenmeinungen. Obwohl Nisbett etwas sybillinisch in Anspielung auf Winston Churchill schließt: „Experten sind die Leute, denen am wenigsten zu trauen ist – abgesehen von all den anderen Leuten, die Sie möglicherweise nach ihrer Meinung fragen“ (S. 356).

Mein Tipp: Durchlesen, auf sich wirken lassen und den eigenen Denkalltag erforschend betrachten. Viel Spaß bei der Selbsterkenntnis!

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