High Quality Connections, wertige zwischenmenschliche Verbindungen am Arbeitsplatz – essentiell für gute Leistung oder reiner Luxus?

Als Führungskraft werde ich an den Ergebnissen meines Teams gemessen. Ist es also sinnvoll, meine begrenzte Zeit auch auf das Thema ‚Beziehungsqualität am Arbeitsplatz‘ bzw. High Quality Connections zu lenken?

Beim Thema ‚zwischenmenschliche Beziehungen am Arbeitsplatz‘ gehen die Meinungen oft auseinander. Die einen sagen: „Wir sind hier zum Arbeiten. Es kommt darauf an, dass das Ergebnis stimmt. Die Beziehungsqualität der Kolleginnen und Kollegen untereinander ist dafür nicht so entscheidend. Hauptsache es bestehen keine unnötigen Spannungen.“ Andere hingegen vertreten die Meinung, dass eine gute Beziehung und Harmonie untereinander Leistungsvoraussetzungen für eine gutes Arbeitsergebnis sind.

Was sind hochwertige Verbindungen am Arbeitsplatz, auch High Quality Connections genannt?

Mit dem Begriff der High Quality Connections HQC werden Beziehungen zwischen Mitarbeitern bezeichnet, die von Vertrauen, Respekt und positiven Interaktionen geprägt sind. Diese Verbindungen zeichnen sich durch eine hohe emotionale Intelligenz und Empathie aus und gehen über die rein berufliche Ebene hinaus. HQC am Arbeitsplatz sind somit weit mehr als nur geschäftliche Beziehungen – sie sind zwischenmenschliche Beziehungen, die auf persönlicher Ebene gefördert werden.

Hochwertiger Verbindungen am Arbeitsplatz, auch „High Quality Connections“ genannt, sind am Arbeitsplatz unerlässlich!

Seit gut 20 Jahren ist das Thema „High Quality Connections HQC“ am Arbeitsplatz gut erforscht. Jane Dutton hat es mit ihren Forschungsarbeiten an der M. Ross School of Business in Ann Arbor (Michigan, USA) gut belegt. Vorteile und Nutzen von High Quality Connections am Arbeitsplatz sind offensichtlich.

Zum einen betrifft dies eine verbesserte Kommunikation: Mitarbeiter, die in einer hochwertigen Verbindung (HQC) zueinander stehen, kommunizieren effektiver miteinander, hören aufmerksamer zu und teilen Informationen bereitwilliger. So sind sie in der Lage, Konflikte konstruktiv zu lösen, Probleme in der Regel rasch zu beseitigen. So führt HQC zu einer gesteigerten Produktivität am Arbeitsplatz.

Zum anderen erhöht HQC die Mitarbeiterzufriedenheit, da sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch HQC geschätzt und unterstützt fühlen. Eine höhere Zufriedenheit am Arbeitsplatz und eine geringere Mitarbeiterfluktuation sind die Folge. Und: Die Kosten für die Rekrutierung und die Einarbeitung neuer Mitarbeitender sinken drastisch.

Zusätzlich fördern HQC die Kreativität und Innovationsfreude im Team. Warum? Weil sich Mitarbeitende durch das Vorhandensein von HQC ermutigt fühlen, neue Wege zu erkunden und Lösungen zu entwickeln. Durch den freien Austausch von Ideen wird die Innovationskraft des Unternehmens gefördert. Und gleichzeitig kann man ein reduziertes Stresslevel bei den Mitarbeitenden beobachten. Mitarbeitende, die ihre Kolleginnen und Kollegen kennen und auf deren Unterstützung zählen können, fühlen sich am Arbeitsplatz weniger gestresst. Dies trägt zu ihrer psychischen Gesundheit bei.

Gibt es auch Risiken von HQC am Arbeitsplatz?

Zwei Argumente werden häufig gegen HQC am Arbeitsplatz genannt: mögliche Gruppenbildungen und die Frage der Effizienz.
Warum? Natürlich können HQC zu engen Bindungen zwischen einzelnen Mitarbeitenden zur Gruppenbildung führen und dadurch möglicherweise andere ausschließen. Um diese möglichen Spannungen und Konflikte im Team zu vermeiden, gilt es darauf zu sensibilisieren und bewusst einladend für Alle zu bleiben.

Diese Sensibilisierung gilt es auch bei der Frage der möglichen zeitlichen Ineffizienz zu beachten. Natürlich können HQC dazu führen, dass Mitarbeiter viel Zeit miteinander verbringen und eventuell ihre eigentlichen Aufgaben vernachlässigen. Wenn hier die Führungskraft immer wieder das „Wofür“ des Teams in den Vordergrund stellt, ermutigen sich die Mitarbeitenden in der Regel gegenseitig, mit der Arbeitszeit bezüglich HQC verantwortungsbewusst umzugehen – so wird unangemessenes Verhalten am Arbeitsplatz gegenseitig korrigiert.

Wie kann ich als Führungskraft das Entstehen hochwertiger Verbindungen am Arbeitsplatz fördern?

Die bekannten Hinweise für gute Führung wie z.B.: Vorbild sein, Teambuilding, Kommunikation, Konfliktmanagement und Vielfalt zu fördern ergeben sich beim Erproben von HQC fast von selbst.

Die Forschungen von Dutton machen deutlich, dass die Beziehungsqualität durch kurze, dyadische und positive Interaktionen am Arbeitsplatz, d.h. durch kurze Interviews im Tandem, gefördert werden kann.

Sie empfiehlt dazu Fragen, die sich vier Kategorien zuordnen lassen:

Grafik zu den HQC-Questions in vier Kategorien: https://www.workties.org/post/what-questions-work-for-you-in-building-high-quality-connections
Grafik zu den HQC-Questions in vier Kategorien:
https://www.workties.org/post/what-questions-work-for-you-in-building-high-quality-connections
  • 1. Stellen Sie Fragen, die echtes Interesse an der anderen Person wecken
    • Was war der bedeutungsvollste Teil Ihrer Arbeitswoche?
    • Was liegt Ihnen bei Ihrer Arbeit am meisten am Herzen? Oder was machst du hier am liebsten?
    • Was haben Sie bei der Arbeit über sich selbst gelernt?
  • 2. Stellen Sie Fragen, die positiv wirken
    • Was macht Ihnen Freude bei der Arbeit?
    • Für Wen sind Sie bei der Arbeit am dankbarsten?
    • Was gibt Ihnen hier das Gefühl, wertgeschätzt zu werden?
  • 3. Stellen Sie Fragen, die Hilfe und Unterstützung bieten
    • Wie kann ich Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen?
    • Was sind derzeit Ihre größten Bedürfnisse bei der Arbeit?
    • Was, das andere für Sie bei der Arbeit getan haben, fanden Sie am hilfreichsten?
  • 4. Stellen Sie Fragen, die Gemeinsamkeiten aufdecken
    • Was ist Ihr Lieblingshobby oder Ihre Lieblingsbeschäftigung außerhalb der Arbeit?
    • Worauf freuen Sie sich in den nächsten drei Monaten am meisten?
    • Wo hat es Ihnen auf Ihren (Urlaubs-)Reisen am besten gefallen?
Kurze Interviews im Tandem – mit immer wieder nachhaltiger Wirkung

In meinem Beratungsalltag lade ich in unterschiedlichsten Gruppen von Führungskräften die Teilnehmenden dazu ein, sich, z.B. zu Beginn des Termins oder nach der Pause, eine oder zwei dieser Fragen in ein, zwei Minuten im Tandem zu beantworten. Die Wirkung verblüfft mich immer wieder: Relativ rasch entsteht in diesen Gruppen eine Nähe, die das miteinander Arbeiten so nachhaltig leichtgängiger machen. Für mich ist HQC am Arbeitsplatz daher schon lange kein Luxus mehr.

Wer mehr wissen möchte, hier gibt es einige Wichtige Arbeiten zum Weiterlesen; die erstgenannte Arbeit ist mein Favorit:

Jane E. Dutton und Emily Heaphy (2003): „The Power of High-Quality Connections“: Dutton und Heaphy legten den Grundstein für die Erforschung von HQC am Arbeitsplatz. Sie betonen die Bedeutung von positiven zwischenmenschlichen Beziehungen für die Arbeitsleistung und das Wohlbefinden der Mitarbeiter.

Wayne Baker (2000): „Networking Smart: How to Build Relationships for Personal and Organizational Success: Baker untersucht, wie Networking und der Aufbau von hochwertigen Verbindungen dazu beitragen können, beruflichen Erfolg zu fördern und Karrieremöglichkeiten zu erweitern.

Adam M. Grant (2013): „Give and Take: Why Helping Others Drives Our Success: Grant untersucht den Zusammenhang zwischen Geben und Nehmen in sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz. Er argumentiert, dass das Geben in zwischenmenschlichen Beziehungen langfristig zu besseren Ergebnissen führen kann.

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