Reden nimmt quantitativ zu – Kommunikation ab

Reden nimmt quantitativ zu – Kommunikation ab – so die Aussage am 14.10.2017 von Anette Schavan (deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl). Im Rahmen ihres Vortrags auf der Bundestagung des BKU in Münster brachte sie es auf den Punkt.
Sie meinte damit, dass der Umfang der Information, die schriftlich oder mündlich gegenseitig weitergegeben wird, immer größer wird. Man denke nur an die vielen E-Mails mit ihren häufig umfangreichen cc im beruflichen Alltag. Dabei werden schwerpunktmäßig Positionen dargestellt. Wirkliche Kommunikation im Sinne eines Dialoges, d.h. eines Prozesses, in dem Positionen dargestellt, aufgenommen, nachvollzogen, verstanden werden und erst dann auf diese reagiert wird, nimmt im Verhältnis eher ab. Eine Nachricht wird für mein Gegenüber nicht unbedingt verständlicher, in dem ich sie noch umfangreicher wiederhole und noch wortreicher argumentiere. In meiner Beratungsarbeit beobachte ich das häufig bei internen E-Mail-Gefechten. Was also tun, wenn Reden immer mehr die Oberhand gewinnt?

Direkte Kommunikation, d.h. mündlicher Dialog, hilft

Wenn mein/e Mandant/in sich überlegt, mit welcher Stellungnahme sie/er auf eine E-Mail, die ihre/seine strategische Position angreift, am besten reagieren sollte, antworte ich fast reflexhaft: „Haben Sie schon versucht, mit diesem Kollegen ins Gespräch zu gehen?“ Relativ häufig höre ich als Antwort: „Ja, das ist schon die dritte E-Mail, die ich ihm in dieser Sache schreibe“. Meine Antwort darauf: „Gespräch, d.h. zusammensitzen, miteinander das Thema umkreisen, ausloten, ob ich mein Gegenüber mit seinen positiven Absichten wirklich schon verstanden habe. Dann meine Ideen mit meinen positiven Absichten so erklären, dass mein Gegenüber nachfragend verstehen kann.“

Kommunikation ist mehr als der Austausch von Informationen

Meistens kommen wir an dieser Stelle in einen inspirierenden Austausch. Kommunikation kann eine Menge leisten und erreichen, wenn ich diese nicht nur als Austausch von Informationen verstehe, sondern als einen Prozess der Verständigung über Gemeinsamkeiten, Differenzen und Punkte, die weiter zu füllen und zu gestalten sind
Mich persönlich hat zu diesem Thema David Bohm mit seinem Klassiker „Der Dialog“ inspiriert.
Vielleicht auch ein guter Lesetip für andere?

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