Betriebliches Gesundheitsmanagement & Benefits oder Empowerment?
Eine kritische Reflexion zur ‚Zukunft Personal Nord 2025‘
Auf der Zukunft Personal Nord 2025 war es nicht zu übersehen: Die zentrale Frage vieler Aussteller lautete – teils implizit, teils sehr direkt: Wie können wir als Arbeitgeber für Mitarbeitende attraktiv bleiben oder noch attraktiver werden?
Die Palette der präsentierten Angebote war vielfältig: von Job-Bikes über verbesserte Verpflegung, Brutto-Netto-Optimierungen, Fitnessstudio-Mitgliedschaften bis hin zu EAP-Programmen, die psychosoziale Unterstützung für Mitarbeitende und Führungskräfte bieten. Nur wenige Aussteller rückten Themen wie Führung und Führungsstil in den Mittelpunkt ihrer Lösungen. Für mich hat die Schwerpunktsetzung der Lösungsansätze im Bereich der äußeren Vorteile für Mitarbeitende ein ungutes Gefühl nach meinem Messebesuch hinterlassen. Warum?
Der Fokus auf äußere Anreize – eine verpasste Chance?
Was mir auffiel: Der Schwerpunkt lag klar auf extrinsischen Maßnahmen – also Vorteilen, die sich finanziell oder organisatorisch niederschlagen.
Diese Beobachtung erinnerte mich an die Zwei-Faktoren-Theorie von Frederick Herzberg. Die Mehrheit der präsentierten Angebote bewegte sich im Bereich der sogenannten Hygienefaktoren. Zwar verhindern diese bei positiver Ausprägung Unzufriedenheit, schaffen aber keine echte Zufriedenheit oder Motivation.
Die entscheidende Frage lautet also: Reicht das aus, um Mitarbeitende langfristig zu binden und zu begeistern?
Wirkliche Motivation entsteht durch Motivatoren
Herzbergs Theorie zeigt klar: Möchte ich die Zufriedenheit von Mitarbeitenden steigern, dann sollte ich mich um die Motivatoren kümmern. Faktoren wie erlebte Wirksamkeit, Anerkennung, interessante Aufgaben, wachsende Verantwortung oder individuelle Entwicklungsmöglichkeiten sind hier entscheidend. Gerade diese Aspekte kamen auf der Messe eher am Rande vor.
Empowerment als Führungsaufgabe
Dennoch gab es erfreuliche Impulse: In einigen Vorträgen wurde ein reflektierter Umgang mit dem Thema Führung deutlich. So warnte Cawa Younosi, ehemaliger Personalchef bei SAP und jetzt Geschäftsführer der „Charta der Vielfalt“, davor, dass es in der aktuellen Wirtschaftskrise zu einer Renaissance des autoritären Führungsstils kommen könne. Der Rückgriff auf autoritäre Muster sei eine strategische Sackgasse und die falsche Antwort auf komplexe Herausforderungen“ (https://www.haufe.de/personal/neues-lernen/zukunft-personal-nord-2025-vortraege-zu-fuehrung-macht-ki_589614_645510.html).
Prof. Dr. Carsten C. Schermuly stellte demgegenüber einen Empowerment-orientierten Führungsstil in den Mittelpunkt: Dieser fördere nicht nur die Zufriedenheit, sondern messbar auch die Innovationskraft von Teams.
Empowerment – konkret und wirksam
Gerade dieser Ansatz liegt uns bei Loquenz besonders am Herzen. Bereits vor knapp 20 Jahren haben wir mit Real-Coaching ein Projekt zur gezielten Stärkung von Schichtführerinnen und Schichtführern begleitet – mit nachhaltigem Erfolg. Wer tiefer einsteigen möchte, findet in einem Fachbeitrag meiner ehemaligen Kollegin Claudia Heizmann anschauliche Einblicke: Empowerment an der Basis – Real-Coaching von Führungskräften in der Fertigung.
Positive Leadership – Empowerment als Haltung
Für alle, die ihre Führungskultur im Sinne von Empowerment weiterentwickeln möchten, sei das Buch „Positiv führt!“ empfohlen. Elke Katharina Meyer, Frank Nesemann und Thomas Achim Werner machen darin deutlich: Empowerment ist kein Tool – es ist eine Haltung.
Zur Loquenz-Buchbesprechung Positiv führt! Mit Positive Leadership Teams und Organisationen empowern.
Aus eigener Erfahrung – etwa im TeamRehasport – kann ich bestätigen: Führung im Sinne von Empowerment ist nicht nur wirksamer und sinnstiftender, sie entlastet auch im Alltag. Weniger Mikromanagement, mehr Vertrauen – das spart Zeit und Nerven.
Fazit:
Wenn Arbeitgeberattraktivität mehr sein soll als ein Paket aus äußeren Anreizen, braucht es einen Perspektivwechsel: Von Benefits hin zu Bedeutung. Und dieser Wandel beginnt – wie so oft – bei der Haltung in der Führung.