Im Vortrag zu Positive Leadership beim Kongress christlicher Führungskräfte KCF 2023 in Berlin, habe ich das Vorgehen der Führungskraft mithilfe des PERMA-Lead von Markus Ebener vorgestellt. Im Anschluss an den Austausch in Kleingruppen, kam bei der Plenumsdiskussion die Frage auf, wie man sich verhalten solle, wenn es mit dem Positive Leadership bei einzelnen Mitarbeitenden nicht wirklich klappt.
Führung kann und darf auch manchmal nicht erfolgreich sein
Wenn wir über Führung nachdenken, scheint es einen Automatismus zu geben: Führung muss auf jeden Fall klappen! So erlebe ich im Erfahrungsaustausch über Führungssituationen in vielen Fällen diesen inneren Anspruch, dass meine Führungstechnik oder Führungsintervention so wirkt, dass ich auf jeden Fall mein Ziel erreiche. Dadurch entsteht die Wahrnehmung von ‚erfolgreichem Führungsverhalten‘ versus ‚nicht erfolgreichem Führungsverhalten‘. Dies mag zur Beurteilung einer Führungssituation oder einer Führungskraft hilfreich sein – wobei ich mich schon frage, wofür mir solch ein Urteil hilfreich sein mag. Für das Hineinwachsen in eine oder das Reifen an einer Führungsverantwortung bringt mir diese Grundhaltung keinen Mehrwert.
Wie sehr trägt mein Führungsverhalten zur Zielerreichung bei?
Viel spannender als die Frage, was richtiges oder was falsches Führungsverhalten ist, finde ich, die Fragestellung, inwiefern ich als Führungskraft mit meinem Führungsverhalten den Weg Richtung Ziel sponsere. In der Reflexion dieser Fragestellung werde ich feststellen, dass dies Sponsoring manchmal sehr hoch ist (80 % oder gar 90 %), manchmal eher niedrig (10 % oder 15 %) ausfällt und manchmal sogar vom Ziel wegführt (-10 % oder – 20 %). Auf jeden Fall ist es nützlich, den Effekt meines jeweiligen Führungsverhaltens zu messen und aus diesem Effekt zu lernen. Am besten verstehe ich das Erlebte wertneutral, als eine weitere Erfahrung. Und anhand der Höhe der Prozentzahl entscheide ich für mich, wo ich das Führungsverhalten erneut an den Tag lege oder wo ich eher vorsichtig im Einsatz bin; und wo ich noch an der Idee feilen sollte, wie ein situativ angemessenes Führungsverhalten aussehen kann. So nach dem Motto: „Aus Fehlern wird man klug, drum ist einer nicht genug …“ (vgl. auch meinen Blogbeitrag zum Lernen aus Fehlern).
Wie mit Misserfolgserlebnissen in der Führung umgehen?
Ich wurde in der Abschlussrunde auch gefragt, wie ich es als Führungskraft verarbeite, wenn ich bezüglich eines Mitarbeitenden mit meinem Latein am Ende bin. Dazu ist mir auf den KCF das Jahr der Barmherzigkeit eingefallen; Papst Franziskus hat es am 8. Dezember 2015 eröffnet. Der Papst hatte bei seinen Ansprachen zum Jahr der Barmherzigkeit damals nicht durch dazu aufgefordert, Erbarmen zu üben, sondern letzten Endes auch den Mut zu haben, barmherzig mit sich selbst umzugehen.
Mich hat sein Mut zum barmherzigen Umgang mit sich selbst damals sehr angesprochen. Entscheidend ist für mich, dass eine Quelle zur Verfügung habe, aus der ich schöpfen kann, wenn ich aufgrund meiner eigenen Begrenztheit am Ende meiner Wirkungsmöglichkeiten bin. Diesen Mut wünsche ich allen Führungskräften!