Martin E. Seligman wurde in den 70er Jahren durch seine Forschung zum Phänomen der erlernten Hilflosigkeit bekannt. Wie kann diese geheilt oder gar verhindert werden? Seit den 90er Jahren, hat Seligman seinen Fokus auf das Thema Optimismus, Wohlbefinden und Aufblühen gelegt. Er wird auch oft als der Vater der positiven Psychologie bezeichnet und hat diese im Rahmen seiner Präsidentschaft der American Psychological Association (APA) am Ende der 90er Jahre international bekannt gemacht.
Mit dem PERMA-Modell hat Seligman fünf Faktoren herausgearbeitet, die Menschen dabei unterstützen, ein erfülltes Leben zu führen. Oder wie sein Buchtitel „Flourishing“ ausdrückt: Was trägt dazu bei, dass Menschen aufblühen können https://www.loquenz.de/positive-psychologie-eigentlich-ist-es-einfach).
In diesem fünfteiligen Blog werden wir das PERMA-Modell genauer betrachten und seine Anwendung diskutieren.
Zum einen für das Selbstmanagement. Was kann ich für mich selbst tun, um mein persönliches Glück und Wohlbefinden zu steigern?
Zum anderen für Führungskräfte und Geschäftsführer. Was kann ich dazu beitragen, dass in meinem Team und in meiner Organisation mehr Glück und Wohlbefinden entstehen kann?
Die positiven Auswirkungen von PERMA im betrieblichen Kontext sind gut erforscht. Deshalb wird die Orientierung am PERMA-Modell für Führungskräfte auch Positive Leadership oder PERMA-Leadership genannt (https://www.loquenz.de/positive-leadership-erfolgreich-fuehren-mit-perma-lead-die-fuenf-schluessel-zur-high-performance-von-markus-ebner).
Was ist das PERMA-Modell?
Das PERMA-Modell basiert auf fünf Schlüsselfaktoren, die dazu beitragen, Glück und Wohlbefinden zu steigern. Hier die fünf Schlüsselfaktoren im Überblick:
P steht für Positive Emotionen: Dieser Faktor bezieht sich auf die Förderung positiver Gefühle im Alltag.
E steht für Engagement: Wenn Menschen in ihrem Leben ihre Stärken nutzen und im Alltag und Beruf einbringen können, steigert dies ihre persönliche Zufriedenheit.
R steht für Relationship, dt. Beziehungen: Positive zwischenmenschliche Beziehungen sind essentiell für das Wohlbefinden.
M steht für Meaning, dt. Sinnerleben: Das Streben nach einem höheren Sinn und Zweck im Leben ist für Alle von großer Bedeutung.
A steht für Accomplishment, dt. Zielerreichung: Erfolge und Fortschritte sind motivierend. Menschen sollten sich klare Ziele setzen und diese Schritt für Schritt erreichen. Die Erfüllung von Zielen trägt zur persönlichen Zufriedenheit bei.
Wie kann ich positiven Emotionen für mich selbst nutzen?
Es lohnt sich, positive Emotionen für sich selbst zu fördern und stärker zu nutzen, da positive Emotionen immer auch Quelle der persönlichen Kraft und Produktivität sind. Die Positive Psychologie bietet zahlreiche bewährte und validierte Ideen, was ich in meinen Alltag für die Förderungen von Positiven Emotionen einbauen kann.
Achtsamkeit und Dankbarkeit:
Nehmen Sie sich bewusst Zeit, um Momente der Freude und Dankbarkeit zu erleben (https://www.loquenz.de/dankbarkeit-macht-das-leben-leichter). Halten Sie ein Dankbarkeitstagebuch, in dem Sie täglich drei Dinge notieren, für die Sie dankbar sind. Dies fördert positive Emotionen und hilft, den Fokus auf das Gute zu lenken.
Positive Interaktionen:
Investieren Sie Zeit in Beziehungen. Lächeln Sie, tauschen Sie freundliche Worte aus und unterstützen Sie andere. Verschenken Sie Kleinigkeiten (https://www.loquenz.de/schenken-macht-tatsaechlich-gluecklich). Diese kleinen positiven Interaktionen tragen zu einem anhaltenden Gefühl des Glücks bei. Und ich bin mir sicher, auch Ihr Alltag bietet zahlreiche Gelegenheiten für solche kurzen Moment der positiven Interaktionen.
Flow-Erfahrungen:
Finden Sie Aktivitäten, bei denen Sie in einen Zustand des Flows eintauchen. Flow entsteht in Situationen, in denen Anforderungen und Kompetenzen gut zueinander passen. Suche Sie aktiv Situationen, die Sie fordern aber nicht überfordern. Dann können Momente entstehen, in denen Sie völlig in Ihrer Tätigkeit aufgehen und die Zeit vergessen. Dies kann beim Lösen von Problemen, beim kreativen Schaffen oder beim Sport der Fall sein.
Humor:
Lachen ist eine kraftvolle Quelle positiver Emotionen. Schätzen Sie Humor und teilen Sie lustige Geschichten mit anderen. Ein herzhaftes Lachen kann den Stress reduzieren und die Stimmung heben. Lach-Yoga (https://www.youtube.com/watch?v=pWKqAXBWYgs) oder Klinik-Clowns nutzen diesen Effekt bewusst.
Selbstfürsorge:
Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse. Gönnen Sie sich Pausen, um aufzutanken. Positive Emotionen entstehen oft, wenn wir uns gut um uns selbst kümmern.
Positive Rituale:
Schaffen Sie bewusst Rituale, die positive Emotionen fördern. Das kann ein morgendlicher Spaziergang, das Hören Ihrer Lieblingsmusik oder das Genießen einer Tasse Tee sein. Nutzen Sie bei Begegnungen einen positiven Gesprächseinstieg, indem Sie sich in der Vorbereitung z.B. an gemeinsam erlebte positive Situationen erinnern.
Positive Emotionen als Führungskraft fördern
Wie kann ich positive Gefühle im betrieblichen Alltag fördern? Wie kann ich mir als Führungskraft bewusst Zeit für Freude, Dankbarkeit und Optimismus nehmen? Sicher ist: Mein persönlicher positiver Geisteszustand beeinflusst nicht nur meine eigene Zufriedenheit, sondern auch die Stimmung im Team. Doch wichtig: vergessen Sie dabei nicht, dass Sie nicht alleine verantwortlich für positive Emotionen im Team sind. Es hat sich nicht bewährt, wenn Führungskräfte quasi wie Animateure der positiven Emotionen auftreten! Sie können als Führungskraft die Rahmenbedingungen beeinflussen und damit ein Umfeld schaffen, in dem positive Emotionen entstehen können.
Motivation und Energie:
Positive Emotionen wie Freude, Begeisterung und Optimismus können als Kraftstoff für Ihre Motivation dienen. Gehen Sie mit gutem Vorbild voran und konzentrieren Sie sich auch in Ihrer Führungsaufgabe auf das Positive. Wo ist Ihrem Team eine Aufgabe gelungen? Wo entsteht Begeisterung? Versuchen Sie Mitarbeitende dabei zu erleben, wie diese mit positiven Emotionen ihrer Arbeit nachgehen. Durch passende Feedbacks können Sie diese positiven Emotionen verstärken. Damit sind Mitarbeitende eher bereit, Herausforderungen anzunehmen und können damit ihre Teamkolleginnen und -kollegen inspirieren.
Kommunikation:
Lächeln Sie! Ein einfaches Lächeln kann die Stimmung im Raum heben und eine angenehme Atmosphäre schaffen. Zeigen Sie Interesse an Ihren Mitarbeitern und Kollegen. Gehen Sie mit einer positiven Grundhaltung auf diese zu. Ein Bitte-Schön und Danke-Schön wirkt auf Dauer Wunder. Freundliche Gespräche und positive Interaktionen tragen zur Teambindung bei.
Aber Achtung: Das heißt nicht, dass Sie ein maskenhaftes Lächeln aufziehen sollten. Mitarbeitende spüren sehr genau, ob Sie dieses Lächeln, das Sie zeigen, ernst meinen oder ob es nur Mittel zum Zweck ist.
Stressbewältigung:
Positive Emotionen wirken stressreduzierend. Wenn Sie gestresst sind, nehmen Sie sich einen Moment, um sich auf etwas Positives zu konzentrieren. Machen Sie eine kleine Pause. Nehmen Sie sich Zeit für einen schönen Gedanken, ein inspirierendes Zitat oder ein kurzer Spaziergang sein.
Kreativität und Problemlösung:
In einem positiven Geisteszustand sind Sie offener für neue Ideen und Lösungsansätze. Nutzen Sie diese Energie, um innovative Lösungen zu finden und Ihr Team zu motivieren.
Stressbewältigung:
Ermutigen Sie auch Ihre Mitarbeitenden, ihre Stressbewältigungsstrategien auszubauen. Machen Sie aus Stress mit einer Aufgabe kein Tabu im Sinne des Slogans „Wir kennen nur Herausforderungen, keine Probleme“. Sprechen Sie vielmehr Stresssymptome im Team aktiv an und machen Sie Stress und Stressbewältigungsstrategien zu einer Normalität im Arbeitsalltag. Stress kann eine Begleiterscheinung bei der Arbeit sein. Es geht um einen guten Umgang damit, nicht darum Stress zu ignorieren oder zu verdrängen.
Anerkennung und Wertschätzung:
Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern Anerkennung und Wertschätzung. Loben Sie ihre Leistungen im Sinne des Growth-Mindsets (https://www.loquenz.de/positive-leadership-2/) und feiern Sie Erfolge gemeinsam. Dazu hilft auch ein kleines Budget für ein gemeinsames Mittagessen oder ein entspannte After-Work-Runde. Positive Emotionen stärken die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Team.
Resilienz:
Positive Emotionen helfen Ihnen, Rückschläge besser zu verkraften. Wenn Sie eine positive Einstellung bewahren, sind Sie widerstandsfähiger gegenüber Stress und negativen Ereignissen. Eine Idee: Steuern sie bewusst Ihre persönliche Aufmerksamkeit hin zu positiven Gefühlen. Es ist nachgewiesen, dass positive Emotionen dazu beitragen, dass negative Erfahrungen besser verarbeitet werden können. Sammeln Sie im Team bewusst positive Erfahrungen, um mit schwierigen Erfahrungen leichter umgehen zu können. Starten Sie z.B. Teambesprechungen mit einer kurzen Runde, welche ein, zwei oder drei positive Erlebnisse die Mitarbeitenden seit dem letzten Treffen im Team erlebt haben. Bauen Sie den „Vorrat an positiven Erfahrungen“ zur Resilienzsteigerung auf. Barbara Frederickson bietet dazu weitere tolle Anregungen (https://www.loquenz.de/gefuhle-selbst-einfluss-auf-das-eigene-gefuehlsleben-nehmen).
Denken Sie daran, dass Ihre Emotionen auf Ihr Team abfärben. Nutzen Sie Positive Emotionen bewusst, um Ihre eigene Zufriedenheit zu steigern und gleichzeitig eine erfolgreiche Arbeitsumgebung zu schaffen.
Positive Emotionen im Deep Dive
Für alle, die sich für das PERMA-Modell und die Rolle von positiven Emotionen vertieft interessieren, anbei zwei Veranstaltungshinweise:
- 1.-4. April: Aufbruch im Wandel – Singen, Bewegen und Positive Psychologie
- 25.-26. April: Experten im Dialog – „Positive Leadership – Wenn das „Aufblühen“ im Zentrum steht“