„Und wo ist jetzt der Haken?“

"Ich habe sechs Monate auf den Haken gewartet ..."

„Walk what you talk“ – ist der amerikanisch geprägte Slogan für die Tatsache, dass ich so handle, wie ich es mit meinen Worten beschreibe. Oder anders ausgedrückt: dass ich versuche, Kongruenz zwischen meinen Worten und meinen Taten herzustellen. Doch selbst wenn diese Kongruenz vorhanden ist, ist es immer wieder erstaunlich, wie lange es dauern kann, dieser Grundhaltung Glauben zu schenken und darauf zu vertrauen.

Unternehmenswerte und der Umgang miteinander im Vorstellungsgespräch

Wir kennen die Situation alle aus Bewerbungsgesprächen. Die Bewerberin oder der Bewerber fragt nach dem Umgang miteinander und der Teamkultur. Durch welchen Stil ist das Miteinander am Arbeitsplatz geprägt? Was sind eventuell Themen und Situationen, die als Herausforderung auf sie oder ihn zukommen werden?

Die Antworten vonseiten des Unternehmens in Person der zukünftigen Führungskraft oder Personal sind in der Regel optimistisch. Es wird beschrieben, wie es laufen sollte. Natürlich mag es den einen oder anderen Ausreißer geben, der dann von den Beteiligten als Lernchance genutzt wird, doch in wesentlichen läuft es tatsächlich so, wie es z. B. auf der Homepage im Bereich „über uns“ beschrieben ist.

Die Bewerberin bzw. der Bewerber hört sich die Beschreibung an, fragt eventuell nach konkreten Beispielen und geht mit der Frage von dannen, ob das wirklich so sein kann. Letztendlich wird es offen bleiben, bis der Arbeitsantritt erfolgt. Schlussendlich zeigt erst die gelebte Praxis, ob ich den Beschreibungen im Bewerbungsgespräch vertrauen kann oder nicht.

Ab wann kann ich dem „Walk what you talk“ wirklich vertrauen?

Mich selbst hat es in einem Gespräch zur Vertragsunterzeichnung mit einem neuen Mitarbeiter im Team Rehasport in meiner unternehmerischen Praxis überrascht, wie lange es wirklich dauert, bis ich Vertrauen in die Unternehmenskultur gewinne. Eine Kollegin, die bei dem Gespräch mit dem neuen Mitarbeiter mit dabei war, hat es folgendermaßen beschrieben: „Ich war aufgrund des Vorstellungsgespräches und des Probearbeitens sehr angetan, von der Unternehmenskultur im Team Rehasport. Ich bin aber die ersten sechs Monate an meinem Schreibtisch gesessen und habe mich gefragt, wo der Haken ist? Wann taucht die Enttäuschung auf, dass es doch anders, als gedacht, abläuft. Und wirklich erst nach sechs Monaten habe ich mir gesagt, dass ich die Erwartung, dass da ein Haken auftauchen müsste, fallen lasse. Und ich muss ehrlich sagen, er ist bis heute nicht aufgetaucht“.

Psychologische Sicherheit – ein Pflänzchen, das langsam wächst

Zuerst war ich aufgrund der langen Dauer von sechs Monaten erschüttert. Kann das wirklich so lange dauern? Doch dann ist mir klar geworden, aufgrund welcher Vorerfahrungen es zu solch einem langen Zeitraum kommen kann, bis ich bereit bin, etwas Neuem zu vertrauen: Viele Mitarbeitenden haben in ihren vorherigen Arbeitsfeldern erlebt, dass genau diese Kongruenz, dieses „Walk what you talk“ sehr relativ war.

In der Zwischenzeit bin ich froh, dass die Kollegin es so eindrücklich beschrieben hat.

Psychologische Sicherheit – den Rahmen beschreiben und kongruent handeln

Als Führungskraft ziehe ich die Lehre daraus, das Thema „Psychologische Sicherheit“ bereits im Onboarding zu thematisieren. Es gibt gute Literatur dazu „Die angstfreie Organisation“; ich kann das Thema gut auf handwerklicher Ebene im Umgang miteinander besprechen „Chance für Exzellenz“ und es gibt zahlreiche Hinweise für Führungskräfte, wie „Psychologische Sicherheit“ gefördert werden kann.

Neben diesen Hilfestellungen bleibt es aber ein Thema des Wachstums und damit von Zeit, in der ich mich am Arbeitsplatz im täglichen Miteinander erlebe. Und da gilt leider auch der Spruch des Gärtners: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man an ihm zieht!“

Somit ist dieser Wachstumsprozess aufseiten der Mitarbeitenden auch wesentlich dadurch geprägt, wie geduldig ich als Führungskraft den Raum für diesen Lernprozess schaffe und bereit bin, das persönliche Wachstum individuell zu begleiten.

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