Digitalisierung als Unternehmenskultur oder Unternehmenskultur durch Digitalisierung weiterentwickeln?
Digitalisierung scheint ein Selbstläufer zu werden oder ist es gar ein Hype – von Beraterkollegen/-innen genutzt, um bekannte Themen noch besser platzieren zu können?
Digitale Vision fehlt in Unternehmen
Die Strategieberatung Capgemini befragte Führungskräfte zum Thema „digitale Unternehmenskultur“. Hier stellten sich aus Sicht von Managern und Führungskräften sieben Elemente als kennzeichnend heraus:
- Art der Zusammenarbeit
- Innovation
- offene Kultur
- Digital-First-Vorgehen
- Agilität und Flexibilität
- Kundenzentrierung
- datengetriebener Ansatz
Im Resümee attestiert Capgemini der Mehrheit der 340 befragten Unternehmen „ein Fehlen von digitaler Vision“ vom 08.06.2017, 14.06 Uhr).
Digitale Vision ist zu kurz gesprungen
M.E. ist die Frage falsch gestellt. Es geht um die Unternehmensvision. Die Verkürzung auf die digitale Vision wird der Vielfältigkeit der Anforderungen nicht gerecht. Die Frage sollte andersherum gestellt werden: Welchen sinnstiftenden Beitrag können die digitalen Möglichkeiten zur besseren Realisierung der Unternehmensvision leisten?
Unternehmensvision als Daueraufgabe
Fast alle der in der Studie genannten Elemente können für die Realisierung einer Unternehmensvision als ausschlaggebend angesehen werden. Dazu formuliere ich die Elemente in Impulsfragen um:
- Wie soll unsere Art der Zusammenarbeit aussehen?
- Wie kommen wir zu Innovationen?
- Wie gehen wir mit Offenheit und Vertrauen in unserer Unternehmenskultur um?
- Wie reagieren wir rasch (Agilität) und flexibel auf notwendige Veränderungen bei Kunden, Wettbewerbern, Rahmenbedingungen, Technologien…?
- Welche Daten (quantitativ und qualitativ) liefern uns die wichtigen Informationen zur stetigen Verbesserung?
- Wie behalten wir denjenigen, für den wir unsere Produkte/Dienstleistungen erstellen, angemessen im Blick?
Einzig die Idee des „Digital-First-Vorgehens“ scheint ein originäres Kind der Digitalisierung zu sein. Hier würde ich klar formulieren: „Unternehmensvision first“! Und dann gerne mit den Möglichkeiten der Digitalisierung unterstützen – insofern es sinnstiftend ist. Digitalisierung als Selbstzweck scheint mir kein passender Weg zu sein.
Die Unternehmensvision im Alltag immer wieder zu thematisieren, sie als Referenzrahmen für das eigene Handeln als Führungskraft zu nutzen, sie immer wieder erlebbar zu machen; das bleibt die Daueraufgabe für Führungskräfte. Dazu gilt es v.a. den face-to-face Kontakt zu nutzen und die Digitalisierung als Verstärker. Man könnte auch sagen: als Bestandteil einer Unternehmensvision sollte immer auch die digitale Welt mitgedacht werden. Sie separat exponieren würde ich nicht.